Das Schulwesen hat seinen Ursprung im späten Mittelalter. Im Mittelpunkt stand die Ausbildung von Geistlichen. Unterrichtssprache war Latein. Deshalb spricht man auch von „Lateinschulen“. Sie gelten als Urzelle der heutigen Gymnasien. Ab dem 14. Jahrhundert kam es auf Initiative von Laien zur Gründung von „Deutschen Schulen“ zunächst in den Städten. In ihnen galt Deutsch als Unterrichtssprache. Eine Schulpflicht gab es noch nicht. Die Eltern mussten jedoch Schulgeld zahlen.

In den dörflichen Gemeinden gab es jedoch nur selten vor Mitte des 16. Jahrhundert Schulen. Die Reformation im Fürstentum Pfalz-Neuburg und die katholische Erneuerungsbewegung im Hochstift Augsburg änderten diese Situation grundlegend. In den Landschulen versah der Mesner zugleich die Aufgaben eines Schulmeisters. Unter dem Dreißigjährigen Krieg litt das ländliche Schulwesen schwerstens. Manche Schulstube musste für längere Zeit oder ganz geschlossen werden.

Am 3. September 1770 veröffentlichte Kurfürst Max III. Josef die „Kurfürstliche Schulordnung“, die der Benediktinerpater Heinrich Braun verfasst hat. Sie sah z. B. die Allgemeine Schulpflicht und die staatliche Schulaufsicht sowie die Besserstellung der Lehrer vor.

Anfänge der Schule in Emersacker

Seit wann es in Emersacker eine Schule gibt, kann zeitlich nicht genau eingeordnet werden. Der Pfarrhof Emersacker wurde samt allen Pfarrbüchern im Dreißigjährigen Krieg ausgeplündert und niedergebrannt. Erst ab dem Jahr 1670 sind die Matrikelbücher wieder geführt worden. Der Literatur ist zu entnehmen, dass es bereits vorher schon Schüler und Studierende aus Emersacker gab: Im Jahr 1585, Michael Ertl, Schüler bei den Jesuiten in Augsburg und anschließend Student in Ingolstadt, 1587, 1601 (Name Udalricus Molitor), 1617 (Name Leonardus Ertlin) und 1628 vier Studierende an der Universität Dillingen sowie 1614 zwei Schüler am Gymnasium St. Salvator in Augsburg. Es ist deshalb davon auszugehen, dass wohl schon im 16. Jahrhundert eine Schule im Ort vorhanden war.

Aus der Zeit vor Einführung der allgemeinen Schulpflicht finden sich in der Pfarrei Emersacker folgende erwähnenswerte Beurkundungen:

  • 1678 starb Joachim Stegmayr, scriba (Schreiber), Bruder des damaligen Pfarrers.
  • 1732 starb Franziskus Hähler, organedo (Organist ?).
    Ob die beiden Unterricht gehalten haben, ist nicht mehr feststellbar.
  • 1748 wird der Mesner Hillenbrand Michael mit 25 fl bezahlt. Der Genannte wird in der Kirchenstiftungsrechnung als „Schuelmeister“ bezeichnet.
  • 1779 und 1785 ist im Trauregister Anton Lipp als „ludimagister“ (Schulmeister) angeführt. Er starb 1807. Das Sterberegister bemerkt: „Er war ein fromm friedsamer Mann“.

Über die Anfänge des heimatlichen Schulwesens schreibt Josef Biberacher (Lehrer von 1918 – 1931) in seiner Schulchronik, dass im alten Bräuhause ein Raum für Unterrichtszwecke bereitgestellt war. Eine Störung durch Gäste kam damals kaum in Frage, da sich die Wirtsstube auf dem jetzigen Holzplatz (neben der jetzigen Knabenschule) befand.

Mesnerschule

Der Mesner – oft vom Pfarrer angelernt – war anfangs in den Dörfern die geeignetste Person zur Erteilung des Unterrichts („Mesnerschulen“). Es wurde nur Lesen und Schreiben gelehrt. Das Rechnen kam erst später hinzu. Die Unterrichtssprache war deutsch. Die Schulen waren einklassig, d. h. die Schüler aller Altersgruppen wurden in einem Raum unterrichtet. Eine Einteilung in Klassen gab es nicht.

In Emersacker wurde die Schule um das Jahr 1800 in einer Schulstube im sogenannten Mesnerhaus (Lauterbrunner Straße - Anwesen Nr. 61 – ehem. Schreinerei Zingler) abgehalten. Dieses Gebäude gehörte der Gemeinde und war als Gemeindesölde bezeichnet. Die Schule war eine „Deutsche Schule“. Ob und welcher Unterricht erteilt wurde, ist nicht genauer bekannt. Das Haus wurde 1813 abgebrochen und an seiner Stelle 1814 ein Neubau errichtet.

Text: Alois Heim

Quellen: Walter Pötzl, Der Landkreis Augsburg, Bd. 4: Bauern/Handwerker/Arbeiter, Augsburg 2001 und Geschichte im Wappen (Beiträge zur Heimatkunde des Landkreises Augsburg Band 22/2008), Augsburg 2008, Der Landkreis Dillingen a. d. Donau, 2. neubearbeitete Auflage 1982, Hans F. Nöhbauer, Die Chronik Bayerns 1987 und Thomas Specht, Die Matrikel der Universität Dillingen

Anmerkungen

Die Schulmeister- bzw. die Lehrer in Emersacker waren von 1748 bis 1870 – über 100 Jahre – miteinander verwandt. Michael Hillenbrand aus Gablingen war in Emersacker von 1748 bis 1779 Schulmeister. Seine Tochter Maria Anna Hillenbrand, *1743 in Emersacker, heiratete 1779 Anton Lipp. Er war in Emersacker Schulmeister von 1779 bis 1807. Ihm folgte als Lehrer bis 1813 sein Sohn Josef Anton Lipp, *1790 in Emersacker. Die Tochter von Lehrer Anton Lipp bzw. die Schwester von Lehrer Josef Anton Lipp, Antonia Lipp, *1794 in Emersacker, ehelichte 1813 Franz Anton Eschwig, *1786. Er war in Emersacker Lehrer von 1813 bis 1850. Die Tochter von Lehrer Franz Anton Eschwig, Christine Eschwig, *1827 in Emersacker, vermählte sich 1851 mit Josef Anton Rager, *1821 in Laugna, Er war von 1851 bis 1870 in Emersacker Lehrer.

In Emersacker gab es noch einen weiteren Schulmeister bzw. Lehrer im 18. Jahrhundert. Aloysius Stoll, *1768 heiratete 1792 in Lauterbrunn. Er baute dort auf eigene Kosten das Schulhaus und war zusammen mit seinem Sohn Josef Stoll bis ca. 1850 (Bau der neuen Schule) als Lehrer tätig.

 

Übernahme der Schulaufsicht durch den Staat

Ab dem Jahr 1802 kümmerte sich der Staat in verstärktem Maße um das Schulwesen. Durch eine Verordnung vom 23. Dezember 1802 wurde der allgemeine Schulzwang festgelegt („das Ganze Jahr hindurch, von Mitte des Julius bis 8ten September, als der gewöhnlichen Aerndtezeit ausgenommen. Sechs Jahr dauert künftig die Schule – wofür wöchentlich 2 Kreuzer zu zahlen sind – an diese Grundschulzeit schließt sich für die 13 – 18jährigen eine Sonntagsschule an, in der ihnen der Katechismus und Grundwissen gelehrt wird.“). Die lokale Schulaufsicht lag weiterhin bei den Pfarrern (Lokalschulinspektoren). In Orten, die zur Markgrafschaft Burgau und damit zu Österreich gehörten bestand die Schulpflicht schon seit 12. September 1782.

In Bayern dauerte die Schulpflicht sechs Jahre, ab 1856 dann sieben Jahre. Die bayerischen Gemeinden erhielten per Verordnung vom 22. Dezember 1913 das Recht, die Schulpflicht an den Volksschulen ihres Gebietes per Verordnung zu verlängern. Im Landkreis Augsburg wurden die meisten 8. Klassen jedoch erst in den 1930er Jahren eingeführt. 1938 erfolgte die generelle Einführung der 8., 1969 schließlich der 9. Klassen. Im Jahr 1802 wurde neben der „Winterschule“ nun auch die „Sommerschule“ eingeführt. Neben der Werktagschule (Sommer- und Winterschule) waren die Schüler ab 1803 noch zum Besuch der „Feiertagsschule“ (auch Sonntagsschule) verpflichtet. Die Jugendlichen mussten bis zu ihrem 18. Lebensjahr jeden Sonn- und Feiertag für zwei Stunden den Unterricht besuchen. Hinzu kam noch der Religionsunterricht, der häufig als nachmittägliche „Christenlehre“ abgehalten wurde.

Die Schulaufsicht war lange Zeit ausschließlich den Geistlichen vorbehalten. Nach 1800 kam zur kirchlichen Schulaufsicht noch die weltliche hinzu. In den Jahren 1919 und 1920 ging dann die Schulaufsicht zwar stufenweise, aber dennoch verhältnismäßig zügig vollends auf den Staat über. Die schulaufsichtliche Tätigkeit der geistlichen Distriktschulinspektoren endete mit dem 31. Dezember 1918. An ihre Stelle treten mit dem 1. Januar 1919 weltliche Fachleute.

Bis zum Jahr 1813 gehörte Emersacker zum Schuldistrikt Oberndorf. Hernach erfolgte die Eingliederung in die Distriktschulinspektion Zusamaltheim und ab 1835 in die Distriktschulinspektion Frauenstetten. Ab 1836 war die Distriktschulinspektion Wertingen I und ab 1854 Wertingen zuständig. Nach Aufhebung der Lokal- und Distriktschulinspektionen wurde die Schulaufsicht im Bezirk Wertingen ab dem Jahr 1918 dem nebenamtlichen Bezirksschulrat Anton Wagner aus Meitingen übertragen, welcher die hiesige Schule zweimal besuchte. Zur Überwachung des Religionsunterrichtes bildeten die Kirchenbehörden Schuldekanate. Die Lehrkräfte lehnten die Erteilung des Unterrichtes in der biblischen Geschichte ab. Mit dem am 14. August 1919 neuerlassenen Volksschullehrergesetz wurden die bayerischen Volksschullehrer Beamte des Staates.

Das Jahr 1922 brachte dann auch die hauptamtliche Fachaufsicht, wobei die Bezirke Wertingen und Zusmarshausen zu einem Aufsichtsbezirk vereinigt wurden. Als Schulrat wurde Franz Lang aus Zusmarshausen ernannt. Schulrat Thalhofer aus Höchstätt a. D. löste ihn zum 1. Januar 1929 ab. Im Jahr 1945 musste Thalhofer wegen seiner Zugehörigkeit zur Partei (NSDAP) ausscheiden. Von 1945 bis 1946 waren Hauptlehrer Zuburg aus Buttenwiesen und von 1946 bis 1. Mai 1949 Heinrich Essenwanger als kommissarische Schulräte tätig. Weitere Schulräte waren ab 1949 Josef Brunnhuber aus Mindelheim – Schulaufsichtsbezirk Wertingen, ab 1949 Max Beck aus Dinkelsbühl – Schulaufsichtsbezirk Wertingen und ab 1954 Ernst Schmid. Von 1956 bis 1966 war Lehrer Franz Oberhauser aus Emersacker Stellvertreter des Wertinger Schulrates.

Als Lokalschulinspektoren und zugleich als Religionslehrer fungierten die Seelsorger bzw. Pfarrer. Die größten Verdienste um die hiesige Schule hat zweifellos H. H. Pfarrer Nerlinger erworben. Regelmäßiger Besuch der Schule, Förderung des Unterrichts und der Erziehung wurde mit allen verfügbaren Mitteln von allen angestrebt. Wo Mahnung und Aufklärung nicht fruchteten, auch mit Strafen. Die größten Widerstände gegen einen regelmäßigen Schulbesuch hatte Pfarrer Bergmayr in den Jahren 1848 bis 1850. Dabei scheint Lehrer Eschwig keine einwandfreie Rolle gespielt zu haben. Auch die Mitglieder der Lokalschulinspektion hatte Pfarrer Bergmayr gegen sich, auch den Bürgermeister.

Als geistliche Lokalschulinspektoren waren in Emersacker tätig:

bis 1820 J. G. Rauch, Pfarrer
1820 – 1824 Joh. Ev. Rupert Mozert, Pfarrer
1824 – 1843 Johann Baptist Nerlinger, Pfarrer
1844 Johann Georg Engelmayr, Benefiziat und Pfarrvikar
1844 – 1851 Sebastian Bergmayr, Pfarrer
1851 – 1852 J. Egetmayr, Vikar
1852 – 1871 Andreas Salger, Pfarrer
1871 – 1884 G. Stegmüller, Pfarrer
  Peter Graser, Vikar
1884 – 1885 Josef Wagner, Pfarrer
  Joh. Bapt. Hipp, Vikar
1885 – 1888 Bernhard Blauhorn, Pfarrer
1888 – 1893 F. J. Huber, Pfarrer
1893 – 1894 Michael Prexel, Vikar
1894 – 1903 Pius Strodel, Pfarrer
1903 – 1904 Hubert Mack, Vikar
ab 1904 Ferdinand Fendt, Pfarrer
  seit 1925 Schuldekan für das Schuldekanat Welden I.

Text: Alois Heim

Quellen: Hans F. Nöhbauer, Die Chronik Bayerns 1987, Walter Pötzl, Der Landkreis Augsburg, Bd. 4: Bauern/Handwerker/Arbeiter, Augsburg 2001, Schulchronik Emersacker und Festschrift von H. H. Pfarrer Roman Chromik zum 250-jährigen Bruderschaftsjubiläum am 14.09.1980

Pfarrer Ferdinand Fendt,
ab 1904 Lokalschulinspektor und seit 1925
Schuldekan für das Schuldekanat Welden I.

 

Fortsetzung folgt!