Historischer Rückblick:
Die Stiftungsbrauerei Emersacker (Teil 3) – „Größe und Pächter des Gutes“
Das Brauerei- und Ökonomiegut zu Emersacker ist in regelmäßigen Abständen, meist auf die Dauer von neun bis 12 Jahren, im Versteigerungswege verpachtet worden. Den Umfang des Pachtobjektes hat der Administrator der Fürstl. und Gräfl. Fuggerschen Stiftungen, Cavallo, im Königlichen Intelligenzblatt vom 23.6.1812 wie folgt beschrieben:
„a) Ein geräumiges zweistöckiges Wohnhaus mit 4 heizbaren Zimmern und mehreren Kammern,
b) das erst vor wenigen Jahren um mehreren tausend Gulden ganz neu hergerichtete Bräuhaus,
c) ein sehr großer Stadel mit zwei Einfahrten,
d) das Bauernhaus in welchem sich nebst einer Wohnung die gewölbten Viehställe befinden,
e) der Neubau, auf die Ruinen des demolierten Schlosses über die darunter befindlichen Keller und
f) das Wasch- und Backhaus.
All dieses ist mit schönen Türmchen und hohen Mauern umgeben. In dem Bräuhause wurden bisher circa 400 Schaff Gerste (altes Getreidemaß – 1 Schaff = 222 Liter) jährlich verbrauet. Fünf Wirte von vier großen Orten und mehrere Dörfer nehmen gegenwärtig das weiße und braune Bier. Das Dorf Emersacker zählt über 100 Familien. Es kann ein starker Bierabsatz gemacht werden. Die Bräugerechtigkeit wird als Realgerechtigkeit verkauft.
g) Land- und forstwirtschaftliche Grundstücke:
4 Tagwerk Gras-, Baum- und Kräutergärten im Dorf, 143 Tagwerk Grundstücke außerhalb des Dorfes (47 Tagwerk Wiesen und 96 Tagwerk Ackerland), 5 Tagwerk trocken gelegter Weiher. 80 Tagwerk Waldungen mit schönem größtenteils schlagbaren Laub- und Nadelholz können abgegeben werden, wenn ein annehmbarer Verkauf zustande kommt. Summa summarum 232 Tagwerk.“
Die Pächter des Brauerei- und Ökonomiegutes Emersacker von 1822 bis 1913 waren:
Leonhard Deuringer (von 1822 bis 1846)
Deuringer kam aus Langweid und heiratete im Jahr 1822 in Emersacker Maria Seemiller, eine Enkeltochter des „herrschaftlichen Jägers“ aus dem Bauernhof mit der ehemaligen Hausnummer 12, heute Hauptstraße (Ehrenreich). Nach Beendigung der Pachtzeit verzog die Familie Deuringer nach Lauingen, wo sie 1847 ein Anwesen kauften.
Johann Güngerich von Hauzenstein (1846 bis 1847)
Johannes Suttor (von 1847 bis 1850)
Leonhard Heinle (von 1850 bis 1865)
Lorenz Wörner (von 1865 bis ?)
Lorenz Wörner war mit Antonia Federle verheiratet. Beide sind 1865 von Glött nach Emersacker gezogen. Ihre Schwiegertochter war Ottilia Wörner, die spätere „Klosterstifterin“.
Johann Link (von 1877 bis 1913)
Johann Link ist in Emersacker geboren und war drei Mal verheiratet. Aus den drei Ehen gingen 18 Kinder hervor, von denen allerdings acht im Kindesalter verstarben.
Das Personal des Brauereipächters Johann Link (ganz links stehend) um 1900, Bild: Georg Brummer
Historischer Rückblick:
Die Stiftungsbrauerei Emersacker (Teil 4) – Fortsetzung „Pächter des Gutes“
Franz Lichtmannegger – Pächter vom 1.4.1914 bis 2.9.1936
Franz Lichtmannegger, *15.5.1880, war mit Lina, *6.10.1886, verheiratet. Aus der Ehe gingen die Kinder Franz, Friedrich Otto, Johann Georg, Karolina, und Josef Lorenz hervor. Das „Bräuhaus“ war damals der gesellschaftliche Mittelpunkt der Gemeinde. Während der Pachtzeit von Franz Lichtmannegger erlebte das Gut auf dem Schlossberg seine größte Blüte. Bis zu 30 Personen waren in der Brauerei und Landwirtschaft beschäftigt. Knechte, Mägde, Hausmägde, Braugehilfen und Handwerker verschiedener Berufssparten wurden mittags mit der Glocke auf dem Türmchen, die im Zweiten Weltkrieg zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurde, zum Essen gerufen.
Der Weggang von Lichtmannegger wurde allgemein bedauert, weil die Eheleute Lichtmannegger sehr wohltätig in der Gemeinde wirkten. Alte allein stehende Menschen durften täglich kostenlos das Mittagessen holen. Kinder, welche die ersten Schlüsselblumen oder leere Bierflaschen brachten, erhielten ein Stück Brot mit Wurst. Wanderburschen, die anklopften, bekamen Unterkunft und das Abendessen. War der Wanderbursche ein brauchbarer Handwerker, so konnte dieser sofort die Arbeit aufnehmen. Frau Lichtmannegger war eine große Gönnerin der hiesigen Pfarrkirche. Die Tabernakelbeleuchtung und mehrere Altarteppiche waren ihre Geschenke. Der sonntägliche Kirchgang der ganzen Familie war Prägung oberbayerischer Frömmigkeit. Zum Ende der Pachtzeit geriet Lichtmannegger zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Im Jahre 1934 hatte das Bezirksamt Wertingen per Beschluss die Erlaubnis zur Wirtschaftsführung zurückgezogen. Der Beschluss erlangte jedoch nicht Rechtskraft. Im Gemeindevisitationsbericht vom 24.5.1935 wird angemerkt, dass das Fugger`sche Gasthaus „einen vernachlässigten Eindruck macht“.
Anton Saur – Pächter vom 15.2.1937 bis 29.10.1951
Anton Saur, *30.12.1892 und † 28.10.1970, war mit Anny, *6.9.1887 und † 11.9.1964, verheiratet. Nach 15-jähriger Tätigkeit verließ im Jahre 1951 die Familie des Brauereipächters Anton Saur ihren Wirkungskreis in der hiesigen Gemeinde, nachdem der Pachtvertrag abgelaufen war. Saur zog es vor, sich in das Privatleben zurückzuziehen. Die letzten Tage des Pächters waren ausgefüllt mit feuchtfröhlichen Abschiedsfeiern, woran sich Alt und Jung aus der Gemeinde beteiligten. Der Weggang von Saur wurde bedauert, denn seine Verdienste als Braumeister und Landwirt waren für die Gemeinde sehr segensreich. Vor allem seine Pferdezucht gab Emersacker einen guten Ruf. Auch die von Saur erzeugten Biere wurden in den umliegenden Bezirken sehr geschätzt.
Anton Hesse – Pächter vom 1.11.1951 bis 31.10.1958
Völlig unerwartet starb am 3.5.1958 der Guts- und Brauereipächter, Diplomlandwirt Anton Hesse, kurz nach Vollendung des 50. Lebensjahres. Mit großer Liebe hing er an seinem Beruf und stand seinen Mitbürgern mit seinem Wissen und seiner Erfahrung stets beratend zur Seite. Das Vertrauen der Bevölkerung berief ihn in den Gemeinderat. Er war auch Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Vorstandsmitglied der Raiffeisenkasse und stellte sich für sonstige öffentliche Belange uneigennützig zur Verfügung. Sein viel zu früher Tod bedeutete für die Gemeinde einen großen Verlust. Anton Hesse hinterließ eine Gattin und zwei Töchter. Die Beerdigung fand in Klingen bei Aichach statt.
Paul Metzger – Pächter von 1958 bis 1962
Paul Metzger, *28.4.1896 war mit Luise, *29.8.1919 verheiratet. Beide haben in Korntal bei Stuttgart ihre letzte Ruhe gefunden.
Text: Alois Heim, Bilder: Georg Brummer
Die Pächter des Ökonomiegutes Emersacker
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Text: Alois Heim