Historischer Rückblick:

Das Schloss in Emersacker,
Umbau zum Rathaus, Musikübungsraum, Vereinsheim und zu einer Praxis (1991 bis 1993)

Das Fuggerschloss in Emersacker präsentierte sich nach dem Kauf durch die Gemeinde Emersacker im Jahr 1990 in einem erbärmlichen Zustand. Es stand seit Jahrzehnten leer und der Nordtrakt, der an die Wirtschaftsgebäude angrenzt, war dem Einsturz nahe. An Unterhaltsmaßnahmen hatten die Fuggerschen Stiftungen in all den Jahren nur das Allernotwendigste getan.

Die Gemeinde Emersacker erteilte im Juli 1990 dem Architekten Mener aus Rain a. L. den Planungsauftrag, das Rathaus, den Musikübungssaal und Räumlichkeiten für die örtlichen Vereine in der ehemaligen Umwehrung des Schlosses (Kühlraum, Abfüllerei und Turmanlagen) unterzubringen. Dem Bauantrag, der eine Gesamtfläche von rund 500 m² vorsah, wurde im September 1990 das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Nach der Kostenschätzung betrugen die Baukosten ca. 1,3 Mill. DM, davon waren Mehrkosten für den Denkmalschutz in Höhe von 178.000 DM enthalten.

Im Januar 1991 hat die Regierung von Schwaben dem vorzeitigen Baubeginn zugestimmt und eine FAG-Förderung dem Grunde nach in Aussicht gestellt. Im März 1991 hat Architekt Mener dem Gemeinderat vorgeschlagen, den alten, aus Holz bestehenden Bühnenanbau/Holzüberbau am östlichen Saalgebäude abzureißen und durch einen neuen Bühnenanbau zu ersetzen. Diesem Vorschlag, der Mehrkosten von ca. 168.000 DM verursachte, stimmte der Gemeinderat zu.

Im Juni 1991 begann die Fa. Konrad aus Aislingen mit den Bauarbeiten. Im Zuge dieser Arbeiten mussten die Decken der ehemaligen Eiskeller abgetragen und mit einer Betonplatte versehen werden. Außerdem konnte der Brunnen im Innenhof erhalten werden. Aufgrund von unvorhergesehenen Problemen, z. B. Unterfangen der Gründung des Saalgebäudes, der Sanierung des maroden Nordflügels und dem Anbau einer neuen Bühne am Saalgebäude hatten sich Mehrkosten von ca. 711.000 DM ergeben. Erfreulich war, dass sämtliche Ausbauarbeiten des Musik- und Vereinsheimes, wie z. B. Verlegen der Fliesen und Platten, Deckenkonstruktion, Wärmedämmung, Schallschutzlattung sowie Malerarbeiten, unentgeltlich auf freiwilliger Basis von den Vereinsmitgliedern ausgeführt wurden.

Am 10. April 1992 wurde Hebauf gefeiert. Die Baumaßnahme konnte zum Jahresende 1992 abgeschlossen werden. Es war ein schwieriges Vorhaben, weil in Bezug auf die künftige Nutzung größter Wert auf die Erhaltung der alten Bausubstanz gelegt werden musste. So erhielt beispielsweise das Rathaus einen neuen Vorbau aus Glas, der an das alte Gemäuer anzupassen war, ohne es zu erdrücken. In den Ecktürmchen wurden die unregelmäßigen Wände nicht ausgeglichen, sondern nur ausgebessert und gestrichen. Die kleinen Sprossenfenster wurden erhalten.

Die Bleiglasfenster am Eingang des neuen Rathauses hat der Wertinger Künstler Manfred Nitbauer geschaffen und dann in abstrakter Form als Deckengemälde weitergeführt. Dabei hat er den Bezug zur Vergangenheit hergestellt. Die Bleiglasfenster zeigen einmal das Wappen der Gemeinde Emersacker, das Leben auf dem Lande, den Acker des Ortgründers Emeri, die Kirchengeschichte der Pfarrei St. Martin mit der Mutter Gottes Maria, einer alten Wallfahrt und nicht zuletzt das Kloster, in dem sich einmal eine Mädchenschule befand. Außerdem hat der Künstler über dem Eingang zu den Vereinsräumen die jeweiligen Verbände und ihre Tätigkeiten als Glasbilder symbolisiert.

Für die Baumaßnahme sind Gesamtkosten in Höhe von 2.833.000 DM angefallen(Bauwerk2.099.000 DM, Inneneinrichtungen129.000 DM, Außenanlagen82.000 DM und Baunebenkosten 523.000 DM). Insgesamt hat die Gemeinde Emersacker Staatszuschüsse in Höhe von 461.000 DM erhalten (Landesamt für Denkmalpflege 43.000 DM, Bezirk Schwaben13.000 DM, Landkreis Augsburg 20.000 DM und Freistaat Bayern (Art. 10 FAG) 385.000 DM. An Eigenmittel musste die Gemeinde Emersacker somit 2.372.000 DM aufbringen.

Anfangs 1993 erfolgte der Umzug in das neue Rathaus. Im Februar 1993 wurde die erste Sprechstunde des Bürgermeisters und am 2. März 1993 die erste Gemeinderatssitzung abgehalten. Die erste standesamtliche Trauung war am 2. April 1993. Am 26. September 1993 erfolgte die Einweihung. Der Gottesdienst mit anschließendem Festakt fand in der Schulturnhalle statt. In seiner Ansprache streifte Bürgermeister Alois Heim den Werdegang vom Erwerb der Schlossanlage bis zur Weihe. So sei für den Erwerb ein wichtiger Grund gewesen, dass der Standort zentral in der Ortsmitte liege und somit für den Bürger einfach und bequem zu erreichen sei. Außerdem habe nun die Gemeinde die Möglichkeit in Bezug auf die künftige Nutzung und Erhaltung der städtebaulichen Situation im Ortszentrum ihre eigenen Interessen und Vorstellungen einzubringen und zu verwirklichen. Nach weiteren Grußworten von Landrat Dr. Karl Vogele, dem Bürgermeister der Partnergemeinde Jauernick/Buschbach, Peter Mauermann und Architekt Mener zog man in einem Festzug von der Schule zum neuen Rathaus, wo Pfarrer Mate Cilic dem Gebäude und der Einrichtung den kirchlichen Segen gab. Die Musikkapelle Emersacker unter Dirigent Karl-Heinz Schneider umrahmte musikalisch die festliche Stunde. Am Nachmittag hatte die Bevölkerung Gelegenheit, das Rathaus und die Vereinsräume zu besichtigen. Die Führungen nahmen die Gemeinderäte vor. Hunderte von Besuchern nahmen die Gelegenheit wahr und nahmen das sanierte Fuggerschloss in Augenschein.

Text: Alois Heim

 

Vor dem neuen Rathaus, von rechts Pfarrer Mate Cilic, Ministrant Werner Dippel, ?, Bürgermeister Alois Heim (Emersacker), Landrat Dr. Karl Vogele, Ministrant Gerome Krämer, Anselm Berger (Landratsamt), die Bürgermeister Helmut Schuster (Heretsried), Hermann Huber (Adelsried), Ludwig Gebele (Bonstetten) und Peter Bergmeier (Welden) mit Ehefrau, 2. Bürgermeister Richter (Welden) und Altbürgermeister Georg Brummer (Emersacker), Bild: Siegfried Karner