Zur Erinnerung

Am Abend des 17. April 1942 um 19.55 Uhr griffen englische Lancaster-Bomber im Tiefflug, kurz vor Einbruch der Abenddämmerung, die MAN in Augsburg an. Ihr Auftrag war, die Produktionsstätte der MAN für die U-Boot-Motoren zu zerstören. Von den 12 in England gestarteten Bombern kehrten nur fünf auf die Insel wieder zurück. Im Anflug über Mittelfrankreich wurden bereits vier Flugzeuge vom deutschen Geschwader „Richthofen“ abgeschossen. Um Augsburg sind drei weitere Maschinen zum Absturz gebracht worden. Durch den Angriff fanden 12 Arbeiter in der MAN den Tod. Unter den Toten war auch Joseph Hammer aus Heretsried.

Ein Bomber, der von der Flak in Augsburg getroffen wurde, flog mit Rauchfahne von Lauterbrunn kommend über den „Weinberg“ in Emersacker. Bei hereinbrechender Dunkelheit versuchte der Pilot noch eine Notlandung im Laugnatal. Dabei streifte das Flugzeug am Waldrand der „Unteren Schmalwies“ eine große Eiche. Die Gipfeläste waren wie abgeschnitten. Nach ca. 400 Metern stürzte das brennende Flugzeug in einen ansteigenden Stangenwald aus Fichten. Der Führer des Flugzeuges, ein Major der englischen Luftwaffe, überlebte von der 7köpfigen Besatzung diese Feuerhölle, zu der sich der Brand der Maschine nach dem Aufprall entwickelte. Der Flugzeugführer lief mit Brandverletzungen an den Händen und im Gesicht durch die umliegenden Wälder in Richtung Westen. Er wollte wohl in die Schweiz flüchten. Kurz nach Mitternacht klopfte er an die Haustüre eines Bauern in Holzheim bei Dillingen/Donau. Die großen Schmerzen hatten ihn zum Aufgeben gezwungen, obwohl er von den deutschen Behörden zu diesem Zeitpunkt nicht gesucht wurde. Diese hatten angenommen, dass die gesamte Besatzung im Flugzeug verbrannt sei. Der Bauer in Holzheim weckte seinen Nachbarn und beide brachten den Verletzten in den Nachbarort Weisingen zum dortigen ansässigen Arzt. Nach dessen Versorgung wurde der Verletzte von Wachsoldaten eines nahen Gefangenenlagers abgeholt und er trat den bitteren Weg in die Gefangenschaft an. Der englische Major hatte Geld, Karten und falsche Papiere bei sich, die ihm eine Flucht in die Schweiz ermöglicht hätten.

Der lichterloh brennende „Lancaster-Bomber“ wurde bis zu seinem Aufschlag in dem Waldteil „Schmalwies“ von mehreren Personen beobachtet. Der Emersackerer Revierförster Karl Jungbauer, der damals zufällig Lazaretturlaub hatte, war mit seinem Motorrad und einem Beschäftigten der Fugger`schen Stiftungen als erster am Unfallort. Er zog ein noch lebendes Besatzungsmitglied aus dem brennenden Flugzeugwrack. Seinen Begleiter schickte er mit dem Motorrad nach Emersacker, um von dort aus die Sanitätsstation Wertingen zu verständigen. Der Schwerverletzte wurde mit einem Krankenwagen ins Lazarett gebracht, wo er später verstarb.

Auch der damalige Landrat des Landkreises Wertingen, Dr. Pollak war zur Unfallstelle gekommen. Die bis zur Unkenntlichkeit verbrannte restliche 5-köpfige Flugzeugbesatzung wurde nach zwei Tagen von einem aus Gablingen abgestellten Wachpersonal geborgen und dorthin gebracht. Die Toten wurden zunächst auf dem Augsburger Westfriedhof beigesetzt. Später wurden sie auf den britischen Soldatenfriedhof in Dürnbach am Tegernseeumgebettet.

Zur Erinnerung an den Absturz der Lancaster-Maschine der englischen Air Force am 17. April 1942 wurde im April 2003 in den Fuggerschen Wäldern am Fuße des Lerchenberges durch den Soldaten- und Kameradenverein Emersacker ein Gedenkstein aufgestellt.

Text: Alois Heim

 

Bild von der Absturzstelle in Emersacker,
Bild: Hans Grimminger, Augsburg

 

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Segnung des Gedenksteines durch Pater Ivan Cilic,
Bild: Simone Kuchenbaur