Zur Erinnerung:

Vor 40 Jahren wurde die Molkerei in Emersacker verkauft,
die letzte Milchanlieferung war am 30. April 1982

Am 9. Juli 1908 gründeten 53 Landwirte aus Emersacker den Molkerei-Verein Emersacker als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts. Den entsprechenden Gesellschaftsvertrag beurkundete der Königliche Notar Franz Mayr in Wertingen. Mit diesem Vertrag verpflichteten sich die Landwirte für den Ankauf eines Wohnhauses mit Dampfmolkerei und Grundstücken ein Darlehen von 14.500 Mark aufzunehmen sowie als Einlage 10 Mark zu zahlen. Der Vertrag bestimmte weiterhin,dass bei der jährlich abzuhaltenden Generalversammlung ein Ausschuss von sieben Mitgliedern zu wählen ist und zwar ein Mitglied als Vorstand, je ein Mitglied als Kassierer und Schriftführer sowie weitere fünf Beisitzer. Der erste Vorstand war Markus Eisele. An Haus- und Grundvermögen wurde erworben: Flur-Nr. 96, Wohnhaus mit der Dampfmolkerei mit 0,53 ha, Flur-Nr. 96 ½ Garten mit 0,72 ha, Flur-Nrn. 520 und 590 Krautbeete mit 0,007 ha und 0,017 ha.Zur Finanzierung wurden bei den Darlehenskassenvereinen Lauterbrunn 8.000 Mark und Emersacker 5.000 Mark, insgesamt also 13.000 Mark, aufgenommen. Aufgrund der guten Betriebsergebnisse konnte die Verschuldung bereits bis Ende 1919 halbiert werden und 1922 waren die Schulden getilgt.

Die Molkerei, in der sich im ersten Stock eine Werkswohnung für den Pächter befand, wurde während ihres Bestehens an die Käser Xaver Probst (1908 bis 1914), Ludwig Wilhelm Lipp (1914 bis 1925), Josef Schnell (1925 bis 1927), Michael Schlump (1927 bis 1928), Max Schmid (1928 bis 1930) und an Josefa und Benedikt Städele mit den Kindern Wilhelm, Benedikt jun. und Barbara (1930 bis 1982) verpachtet.

Der Rückgang der Gesellschafter/Mitglieder, bedingt durch die kontinuierliche Aufgabe der landwirtschaftlichen Betriebe und die nachhaltige Steigerung der Milchmengen, spiegelt eindeutig den landwirtschaftlichen Strukturwandel im 20. Jahrhundert in unserer Gemeinde wider. Produzierten 1930 noch 75 Landwirte 302.000 Liter Milch, waren es 1981 lediglich noch 21 Bauern, die allerdings 514.000 Liter anlieferten. Nachdem es 1981 nur noch 29 Gesellschafter waren, von denen lediglich noch 21 Milch abgaben, stellte Vorstand Franz Gaul bei der Generalversammlung am 20. Februar 1981 das Weiterbestehen des Vereins in Frage, zumal dringend am Gebäude Unterhaltsmaßnahmen angestanden wären und finanzielle Mittel nicht vorhanden waren. In einer geheimen Abstimmung votierten von den anwesenden 24 stimmberechtigten Mitgliedern 17 für die Einstellung des Betriebes und den Verkauf des Wirtschaftsgebäudes. Außerdem war man sich einig, den Pachtvertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen.

Am 18. März 1982 wurde die Molkerei mit Grundstücken verkauft. Die letzte Milchanlieferung erfolgte am 30. April 1982. Das Pachtverhältnis endete zum 1. Mai 1982. Bei der Jahreshauptversammlung am 21. Mai 1982 legten die anwesenden 28 Mitglieder einstimmig die Aufteilung des Betriebsvermögens fest. Man kam überein, die Hälfte des Vermögens nach gleichen Teilen je Gesellschafter und die andere Hälfte nach der abgelieferten Milchmenge in den letzten zehn vollen Kalenderjahren auszuzahlen.

Text: Alois Heim

Letzte Milchanlieferung zur Molkerei Emersacker am 30.4.1982, links Franz Gaul, Vorstand der Molkereigenossenschaft und rechts Mathilde Seemiller, Bild: Georg Brummer