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Der Brand im Schloss

Rundgang Ortsmitte:

Der Brand im Schloss

 

Das Wirtschaftsgebäude der Schlossanlage Emersacker brennt am 19.11. 2018. Der Brand ist in den Morgenstunden des 19. November 2018 im Küchenbereich der Gaststätte ausgebrochen. Während dieser Zeit hielt sich im gesamten Schlossareal niemand auf, der schnell die Feuerwehr verständigen hätte können. Insofern muss man froh sein, dass glückliche Umstände dazu geführt haben, dass der Brand zu dieser Tageszeit in relativ kurzer Zeit bemerkt wurde. Ein ausländischer Bürger, der in Emersacker wohnhaft ist, wartete an der Kreuzung in der Ortsmitte um ca. 5.30 Uhr auf seinen Arbeitskollegen, mit dem er zur Arbeitsstelle fährt. Er traf zufällig den Zeitungsausträger Rainer Fröhlich aus dem Ort, den er über einen anscheinenden Brand im Lebensmittelladen in der Raiffeisenstraße informierte. Offensichtlich hatte der Mann einen Brandgeruch wahrgenommen oder er hat den Brandmelder im Rathaus gehört, der um 5.20 Uhr angeschlagen hatte. Rainer Fröhlich reagierte richtig und verständigte den ehemaligen Kommandanten der FFW Emersacker, Rainer Kuchenbaur, der sich zusammen mit seinem Bruder Andreas (zweiter Kommandant) sofort auf den Weg zum Lebensmittelladen machten. Dort bemerkte sie dann den Brand im Schlossbereich. Sie lösten um 5.41 Uhr den Alarm für die Feuerwehren Emersacker, Welden und Wertingen aus und trafen in der Zwischenzeit im Feuerwehrgerätehaus Vorbereitungen für den Einsatz der örtlichen Wehr.

Die ersten Einsatzkräfte aus dem Gemeindegebiet trafen bereits um 5.45 Uhr ein. Sie wollten gerade die Fahrt zur Arbeitsstätte aufnehmen. Um 5.50 Uhr erfolgte die erste Lageerkundung durch Kommandant Martin Bigelmaier und Gruppenführer Rainer Kuchenbaur. Anschließend wurde die Einsatztaktik festgelegt. Eine Minute später ging folgende erste Lagemeldung an die Leitstelle: „Gaststätte in Brand, Innenangriff mit Atemschutz, Angriff von außen über Drehleiter Wertingen“.

Um 5.53 Uhr erfolgte die zweite Lagemeldung an die Leitstelle: „Aufforderung die Sirene in Emersacker ein zweites Mal laufen zu lassen, da aufgrund des Stromausfalles im Schloss nur mit der Sirene am Kloster eine Alarmierung möglich war. Wegen der geringen Schallausbreitung war nach der ersten Alarmierung zu wenig Personal von Emersacker vor Ort. Erhöhung der Alarmierungsstufe von B 3 nach B 5“. Um 5.55 Uhr wurden die Feuerwehren von Heretsried, Lauterbrunn, Laugna, Bocksberg, Reutern, Altenmünster, Zusamzell und Neusäß alarmiert. Zusätzlich waren fast den ganzen Tag über vor Ort: Kreisbrandrat Zinsmeister, Kreisbrandinspektor Lipp und Kreisbrandmeister Metzger, die Berufsfeuerwehr Augsburg mit Container, die mit Atemluftflaschen für die Atemschutzträger bestückt waren, zwei Fachberater des Technischen Hilfswerkes, UG OEL Dinkelscherben, Rettungsdienst des Bayer. Roten Kreuzes, Polizei, Brandfahnder, 1. Bürgermeister Michael Müller und 2. Bürgermeister Karl Heinz Mengele.

Zu Beginn der Brandbekämpfung erfolgte eine taktische Einteilung. Dabei wurde festgelegt, wer für die verschiedenen Bereiche zuständig und verantwortlich ist. Die Einsatzleitung hatte Kommandant Martin Bigelmaier und Führungsaufgaben wurden dem zweiten Kommandanten Andreas Kuchenbaur sowie den Gruppenführern Rainer Kuchenbaur, Max Frodl, Magnus Langenmaier und Christian Wörz (alle FF Emersacker) übertragen. Die weiteren Zuständigkeiten wurden in vier Abschnitte eingeteilt. Für den ersten Abschnitt „Nordseite“ waren die Einheiten der FF Wertingen mit Drehleiter und FF Lauterbrunn zuständig. Abschnittsleiter war Rudolf Eser von der FF Wertingen. Der zweite Abschnitt „Südseite“ oblag den Einheiten der FF Welden, FF Emersacker und FF Neusäß mit Drehleiter. Verantwortlicher war Karl-Heinz Fischer (FF Welden). Für den dritten Bereich „Schlauchstrecke“ waren die Einheiten der FF Welden 43/1, FF Reutern, FF Heretsried und FF Zusamzell mit dem verantwortlichen Abschnittsleiter Karl Pröll (FF Welden). Den vierte Abschnitt „Westseite“ übernahmen die FF Altenmünster, FF Bocksberg und FF Laugna. Abschnittsleiter war Heinz Weindl (FF Altenmünster).

Beim Eintreffen nach der Alarmierung konnte der Brand im Gaststättenbereich des Schlosses festgestellt werden. Nach kurzer Lageerkundung und Festlegung der Einsatztaktik wurde die FF Wertingen mit der Drehleiter und der Unterstützung durch die FF Lauterbrunn mit der Brandbekämpfung an der Nordseite beauftragt. Aufgabe war es, den Brand von außen zu bekämpfen. Die FF Emersacker hat einen Erstangriff über den Gaststätteneingang versucht. Die Hitze war zu groß und somit musste der Angriff durch die Fenster des Gastraumes erfolgen. Die FF Welden hat den Auftrag bekommen, den Übergang vom Gaststättentrakt zum Saalgebäude zu sichern. Mit Hilfe eines Rauchvorhanges konnte die Ausbreitung von Rauchgasen eingedämmt werden. Die eintreffende Drehleiter der FF Neusäß wurde mit dem Angriff von außen auf der Südseite beauftragt, um eine Ausbreitung auf die benachbarten Gebäudeteile zu verhindern. Die Feuerwehren Altenmünster, Bocksberg und Laugna verlegten eine lange Schlauchleitung vom Weiherbach zur Westseite des Schlosses und wurden beauftragt das Feuerwehrhaus an der Brandwand zur Gaststätte zu sichern. Der FF Welden 43/1, die FF Heretsried, die FF Zusamzell und die FF Reutern erhielten den Auftrag eine lange Schlauchleitung von der Laugna an der Sägemühle zum Schloss zu verlegen. Ziel war es eine gesicherte Wasserversorgung, für den Fall der Ausbreitung des Brandes, bereitzustellen. Innerhalb kürzester Zeit war die Wasserversorgung gesichert aufgebaut. Die Löschangriffe zeigten die erste Wirkung und die Ausbreitung konnte eingedämmt werden. Anhand von Plänen wurden die Atemschutzträger über die Örtlichkeiten informiert und auf die Suche nach versteckten Glutherden geschickt. Immer wieder mussten kleine Brandherde in den Fehlbö- den oder an der Dachkonstruktion festgestellt und zeitnah abgelöscht werden. Durch die häufigen Atemschutzeinsätze gingen die Atemluftflaschen zur Neige. Nach Beratung mit der Inspektion wurde der „Abroller Atemschutz“ von der Berufsfeuerwehr Augsburg angefordert.

Die Zusammenarbeit der verschiedenen Arbeitsabläufe verlief erfolgreich, so dass gegen ca. 9:00 Uhr eine erste vorsichtige Entwarnung gegeben werden konnte. Die eintreffenden Brandfahnder der Polizei nahmen mit Unterstützung der Atemschutzträger ab ca. 9:30 Uhr ihre Arbeit auf. Nach kurzer Suche wurde ein technischer Defekt an einem Kühlschrank in der ausgebrannten Küche der Gaststätte als Ursache des Brandes ausgemacht. Es lag keine Fremdeinwirkung vor. Im Anschluss konnte mit dem Ausräumen des Inventars begonnen werden um Nachlöscharbeiten zu erleichtern. Die verbrannten Gegenstände wurden in bereitgestellte Container eines Entsorgers gegeben.

Gegen ca. 12:00 Uhr konnte damit begonnen werden, das vom Landkreis Augsburg zur Verfügung gestellt Notdach aufzubringen, um das Gebäude in den kommenden Wochen vor Regen und Schnee zu schützen. Mit Hilfe der beiden Drehleitern der FF Neusäß und Wertingen wurde die Plane aufgezogen und befestigt. Anschließend haben die benachbarten Feuerwehren den Einsatzort verlassen. Die FF Emersacker war noch damit beschäftigt den Brandherd zu sichern, dass Notdach zu verankern und Dachflächen nachzudecken. Hierzu wurde eine Hebebühne ausgeliehen. Ebenso mussten die beschädigten Fenster mit Platten geschlossen werden. Ab ca. 17:00 Uhr wurden die Einsatzmittel in den Autos verstaut und gegen 18:00 Uhr war der Einsatz beendet. Eine „Brandwacht“ wurde in regelmäßigen Abständen durchgeführt.

Bei der Bekämpfung des Brandes galt es vor allem einen Übergriff des Feuers auf die angrenzenden Gebäude zu verhindern. Im Gebäude sind die Decken und Fußböden über der Gaststätte zum Teil durchgebrannt und die Lager für die Fehlböden im Brandbereich stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Um an der Rückseite des Gebäudes im oberen Bereich an die Glutnester zu gelangen, mussten das Dach aufgesägt und Dachplatten zertrümmert werden. Ein großes Sicherheitsrisiko bei der Brandbekämpfung im Innenbereich des Gebäudes war der zwei Tonnen schwere Wasserbehälter im Dachspitz des Gebäudes. In diesem Tank wurde die Wasserreserve der ehemaligen Schlossbrauerei Emersacker vorgehalten. Es war zu befürchten, dass die brandgeschädigten Balken der Last nicht standhalten könnten.

Nach dem Brand war von „Jonnys Pilskneipe“, die seit über 18 Jahre Christian Czichon betrieb, nur noch wenig zu erkennen. Die Einrichtung war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Dazu kommt noch, dass seine 14 Jahre alte Papageiendame Karina, die zum Inventar der Pilskneipe gehörte, das Feuer nicht überlebte. Außerdem wurde durch die starke Rauchentwicklung und die große Hitze der Bürgersaal im Nebengebäude stark verunreinigt. Die Praxen im Bereich des Saalgebäudes sowie der Verwaltungsbereich der Gemeinde und die Räumlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehr blieben bei diesem Brand zum Glück verschont.

Die Kreisbrandinspektion mit Kreisbrandrat Zinsmeister, Kreisbrandinspektor Lipp und Kreisbrandmeister Metzger sowie die UG ÖEL unterstützten die Einsatzleitung in hervorragender Weise. Das THW war mit zwei Fachberatern für Statik anwesend, diese mussten aber nicht in Anspruch genommen werden. Der Rettungsdienst des BRK hat während des ganzen Einsatzes die Sanitätsbereitschaft übernommen.

Trotz dieser Katastrophe hatte der Brand auch positive Momente: Die Feuerwehren aus dem Umkreis arbeiteten vorbildlich zusammen. Um den Brand zu löschen, gingen Dutzende Atemschutzträger buchstäblich „ins Feuer“ und riskierten ihr Leben. Aber auch die Bevölkerung hat spontan mitgeholfen. Insbesondere hat sich sofort eine Frauengruppe (Andrea Bigelmaier, Tanja Ehinger, Kerstin Krauß, Andrea Kemmerling, Regina Gaul, Judith und Petra Trollmann), unter der Federführung von Andrea Bigelmaier gebildet, die die ca. 180 Einsatzkräfte in den Ruhepausen verpflegten.

An diesem Tag bestimmte der Brand in Emersacker die Schlagzeilen der Medien. Vor Ort war das Bayerische Fernsehen und a.tv Augsburg. Bürgermeister Michael Müller und Kommandant Martin Bigelmaier waren gefragte Interviewpartner. Sowohl in den Vormittagsnachrichten der Radiosender als auch im Fernsehen wurde mehrmals darüber berichtet. Das Bayerische Fernsehen strahlte Beiträge in der „Abendschau“ um 18.00 Uhr und in der Sendung „Rundschau“ um 18.30 Uhr aus. Auch bei der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ nahm der Brand in Emersacker eine umfangreiche Berichterstattung ein. Unter den Schlagzeilen „Feuer zerstört Pilskneipe im Schloss“ und „Der schlimmste Tag seines Lebens“ berichtete die Tageszeitung am nächsten und darauffolgenden Tag.

Von der Freiwillige Feuerwehr Emersacker waren 39 Aktive beteiligt, die insgesamt rund 450 Stunden Feuerwehrdienst leisteten. Bei den 39 Einsatzkräfte aus Emersacker handelt es sich um folgende Personen: Stefan Bauer, Mario Baumann, Thomas Baumann, Martin Bigelmaier, Andreas Ehinger, Simon Fischer, Maximilian Frodl, Rainer Fröhlich, Franz Gaul, Marcus Hahn, Jürgen Haslinger, Josef Hosp, Dominik und Jürgen Käsmayr, Lisa, Sina und Stefan Kemmerling, Michael Klinger, Christian und Max Knöpfle, Barbara, Mathias, Wolfgang und Werner Kraus, Alexander und Wolfgang Krauß, Andreas, Rainer, Rudi, Stefan und Werner Kuchenbaur, Magnus Langenmair, Christoph März, Mathias Müller, Anton Seemiller, Robert Spengler, Johann Stegmiller, Christian Wirth und Christian Wörz.

Der entstandene Sachschaden wurde auf ca. 1,5 Millionen Euro geschätzt. Der Wiederaufbau des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wird für die Gemeinde Emersacker eine große Herausforderung werden. Die Gemeinde hat zwar eine Brand- und Inventarversicherung, trotzdem wird noch eine beträchtliche Summe an Eigenbeteiligung notwendig werden. Mit dem Landesamt für Denkmalschutz und dem Landratsamt Augsburg gilt es nun ein Sicherungs- und Sanierungskonzept für das Wirtschaftsgebäude aufzustellen. Außerdem muss der Gemeinderat eine schlüssige künftige Nutzungskonzeption erarbeiten.

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