Blaue Kapelle: Musik vertreibt graue Wolken

Blaue Kapelle: Musik vertreibt graue Wolken

Ein Bericht von Ralph Behr

Emersacker. So etwas hatte Emersacker noch nicht gesehen: Passend zum architektonisch außergewöhnlichen Ambiente bot die Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung zwei außergewöhnlich vielseitige Musiker zu einem bemerkenswerten Freiluftkonzert an der sogenannten Blauen Kapelle auf. Stifter Siegfried Denzel betonte in seiner Begrüßung den Gedanken, dass dieser besondere Ort geschaffen worden sei, um Architektur, Kunst, Musik und Menschen zusammenzubringen. Sehr zur Erleichterung des Duos Johannes Sift (an der Steirischen Harmonika) und Christoph Lambertz blieben unter dem kleinen Vordach die verschiedenen wertvollen Instrumente, wie Bassklarinette, Kontragitarre, Klarinette und Dudelsack vom Regen verschont. Aber auch die ca. 30 Zuschauer, die sich trotz Regen auf den Weg gemacht hatten, konnten das Konzert genießen, denn Petrus hatte - keine Sekunde zu früh - die Himmelschleusen geschlossen.

Wer auf eher unnahbare Kunst eingestellt war, wurde angenehm enttäuscht, denn die Neuinterpretationen von Stücken aus bäuerlichen Notenhandschriften des 18. Jahrhunderts gingen ins Ohr. Zwei Tänze der „Anna Maria Leyrsederin zu Koblpaint“ (Niederbayern 1761) und ein Marsch aus einer Notenhandschrift aus dem schwäbischen Ziemetshausen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts belegten nebenbei die musikalische Schaffenskraft der Zeit im Schatten der alles bestimmenden sakralen Musik. Ebenfalls historisch: eine Polonaise aus dem „Notenbuch für Wolfgang Amadeus Mozart“, geschrieben von Leopold Mozart, dessen 300. Geburtstag dieses Jahr gedacht wird. Nicht mit dem Klavier gespielt, wie ursprünglich gedacht, sondern mit Harmonika und Dudelsack.
Fachkundig, humorvoll und mit einem selbstironischen Augenzwinkern moderierte Christoph Lambertz, seines Zeichens Leiter der Beratungsstelle für Volksmusik des Bezirks Schwabens ein überraschendes Kaleidoskop der Jahrhunderte, während er scheinbar mühelos zwischen den unterschiedlichsten Instrumenten wechselte. Einem Ländler aus der Sammlung des Ritter von Spaun, der im 19. Jahrhundert in Österreich Melodien gesammelt hat, gespielt mit Harmonika und Kontragitarre folgten Johannes Sifts Eigenkompositionen „Im Eibenwald“, mit der die „zauberhafte“ Waldstimmung eingefangen werden sollte, sowie der „Dreikönigsmarsch“ mit orientalischen Motiven.

Nach traditionellen Tanzstücken aus Frankreich, England und Skandinavien endete das Konzert mit „Der Zug um 7.40 Uhr“, einem moderneren, besonders flotten Stück, das ursprünglich aus der Ukraine stammt und unüberhörbar von Klezmer beeinflusst wurde.

Während Bürgermeister Müller sich für die Emersackerer Bürgerschaft bedankte, belohnte das sehr zugewandte Publikum Stifter und Musikern zugleich durch aufmerksame Fragen und reichlich Applaus für diesen wertvollen Einblick in die Geschichte der etwas anderen historischen Musik.

 

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